Mittwoch 20.11.2019

Mittwoch 20.11.2019

UPDATE ZU DIENSTAG: uns erreicht die traurige Nachricht aus Mwanza: der kleine Junge mit der Kopfverletzung ist leider verstorben…

Heute sind wir (Dr. Martin, Susanne, Josefine (Medizinstudentin aus Schweden und ich, Meike) den ganzen Tag mit dem Palliativ Care Team (Amelia, Onesmo und Dr.Melchior) unterwegs im „Outreach„ (d.h. schwerkranke, sehr arme Patienten werden vom Team zu Hause besucht (nach Krankheitsbild und Zustand ein bis mehrmals die Woche)). 

Sie bekommen dann Medikamente, bei Bedarf (z.B. Schlaganfall) Physiotherapie (wurde im Frühjahr von Dan und Susanne in Ndolage etabliert und klappt sehr gut) und sonstige Unterstützung, die benötigt wird und die das Team leisten kann.
Mitunter ist alleine schon der Weg zu den Patienten (für uns) abenteuerlich… wir fahren heute im Auto mit Driver - aber dem Team steht nicht immer der Wagen zur Verfügung, meistens müssen sie mit dem Moped (auch im starken Tropenregen, danke noch an alle gespendeten Motorrad Regenkleidungen!) - über unbefestigte Wege, nicht ungefährlich… aber das Team kümmert sich liebevoll und sehr gewissenhaft um seine Patienten.
Wir besuchen zuerst Amir, ein junger Mann mit mehreren kleinen Kindern. Seit einiger Zeit ist er ab Lendenwirbelsäule gelähmt, Diagnostik und somit eine Chance auf eventuelle Heilung oder Linderung war für ihn unerreichbar. Er wohnt weit draußen in einer Lehmhütte ohne Toilette und ohne Wasser. Seine Frau hat sich inzwischen einem anderen Mann zugewandt und kümmert sich selten um ihn. Er schleppt sich mühsam auf Unterarmen durch die mit Heu ausgelegte Lehmhütte, die Füße und Knie sind teilweise abgeschürft und man muss aufpassen, dass keine Insekten sich dort niederlassen... auch das wird vom Palliativ Team mit betreut...



Danach fahren wir zu Eddi, der kleine Junge, der irgendwann nicht mehr seine Beine bewegen konnte, spastisch wurde und nicht sprechen kann... Susanne kennt ihn schon von ihrem 1. Aufenthalt im Frühjahr und hatte ihn im Physioraum. Eddi ist ein toller tapferer kleiner liebenswerter Kerl, vom Kopf her klar, er kommuniziert mit einem und lacht gerne. Auch bei ihm kennt man keine genaue Diagnose und er hat auch keine Möglichkeit sich weiter zu entwickeln, außer durch das Team vor Ort... Eddi wohnt weit draußen, sein Vater kümmert sich nicht. Man überlegt, ob Eddi zu seiner Oma zieht, sie wohnt näher am Hospital und er könnte öfter zur Physiotherapie kommen und seine Fortschritte weit ausbauen...

Später gehts weiter zu Lazaro, ein Patient mit Z.n. Tumor am Bein, er wurde amputiert. Auch ihm Hilft die regelmäßige Physiotherapie zu Hause, er bewegt sich innerhalb des Hauses am Rollator (hatte Susanne ihm im Frühjahr mitgebracht) außerhalb des Hauses ist es so unwegsames Gelände mit felsigen Brocken, (zu ihm kommt man auch nur mit Auto / Motorrad und dann noch Fußweg) dass er gar nicht raus kann... vielleicht bekommt er es in Zukunft mit Stützen hin... 
An alle Patienten verteilen wir unsere "hospice bags" (Taschen mit Seife, Zahnputzzubehör, Handtuch und nützlichen Dingen) die Freude darüber ist riesig...
Wir sehen weiterhin eine Patientin mit Zustand nach Schlaganfall im letzten September, auch sie hat inzwischen gute Fortschritte durch die Physiotherapie gemacht. Sie übt unheimlich viel und auch ihre Familie übt mit ihr. 
Eine weitere Patientin hat einen riesen Brusttumor, die linke Brust ist groß und hart wie eine Orange und es wird nicht mehr lange dauern bis er aufgeht... solch einen Befund sieht man zum Glück in Deutschland selten... hier im tiefsten Tansania fehlt es einfach an Aufklärung, Vorsorge, Geld und Möglichkeiten... die Patientin bekommt Morphium (abgefüllt und gemixt in einer Plastikflasche...) Amelia bespricht die neue Dosierung und Susanne "bearbeitet" die schmerzende Flanke der Patientin und zeigt den Angehörigen, wie es geht.
Die Töchter bieten uns spezielle Delikatessen an "Senenes"(Heuschrecken) und geröstete Kaffeebohnen... Immer sind alle sehr höflich und gastfreundlich obwohl sie selber wenig haben.  
Ein langer Tag geht zu Ende mit beeindruckenden Erlebnissen und einem tollen Team. Wir trinken gemeinsam ein Abschiedsbier auf unserem Stein vorm Haus, genießen die tolle Aussicht über das Tal
und sprechen über den Tag.
Abends sind wir bei Dr. Lilian zum Essen eingeladen (unser letzter Abend in Ndolage) es werden Gastgeschenke ausgetauscht und geplant im März mit einem nächsten Team wieder zu kommen. 
Wir machen noch Fotos mit unseren neuen traditionellen Massaitüchern und Gewändern und fallen ins Bett.

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