Donnerstag, 24.11.2022


Meike:

Ich wache um 4.30 h ...schlagartig..denke jemand klopft an mein Fenster...sicherheitshalber stelle ich mich erst einmal tot und lausche...okay, ich kann entspannen...es war nur total stürmisch und es gießt wie aus Kübeln...ungewöhnlich kalt ist es auch ...auch zur Sonnenaufgangszeit Regen und Nebel...leider...heute ist unser letzter Arbeitstag hier...

Nach dem Morningreport holt uns das PC Team ins Büro...sogar einen Blumenstrauß haben sie auf den Tisch gestellt...

sie erklären nochmal wie ihr PC Team arbeitet und was sie in den letzten 2.5 Jahren schon erreicht haben...vor allem durch die großzügige Förderung der Else Kröner Fresenius Stiftung, ( das Projekt wurde von Susanne Stockey , Physiotherapeutin im CK Melle ) gegründet. Sie informieren uns allerdings auch über alle Probleme, die ihnen ihre Arbeit erschweren...Dabei geht es fast immer um Gelder, die einfach durch die KH Leitung anders als geplant, eingesetzt werden...

Andy, Manu und Catherine fahren heute mit dem PC Team auf Hausbesuche in die entlegenen Dörfer...nach dem Regen ist es sicherlich eine abenteuerliche Autofahrt...

Dr. Klaus und ich bleiben im Krankenhaus,  2 Op's sind geplant...ich freue mich schon auf einen gemütlichen Nachmittag...in Ruhe meinen Koffer zu packen und vielleicht noch einen Tee an den Felsen mit Aussicht zu genießen...ABER wie immer kommt alles anders...im OP sind wir erst um 14.30 h fertig, mein Magen knurrt schnell ins Haus zum Essen, Dr. Lilian kommt mir entgegen und sucht Dr. Klaus, auf ihn warten schon wieder Patientinnen...und Schulungen wollte er auch noch geben...ich bin mit Hannah auf Verbandwechselrunde...da wir einen aufwändigen Verband im sauberen Bereich des OP machen möchten dauert alles länger als geplant...

Es kommen jeden Menge Freunde um sich von uns allen zu verabschieden,  Geschenke werden verteilt, letzte Probleme noch besprochen...gegen 20.00 h können wir endlich anfangen zu essen, duschen und Koffer packen...


Manuela: 


Heute morgen regnet es ohne Unterbrechung schon seit 4:30 Uhr. Es macht nicht den Anschein, dass es hellervvgggg werden will. Das nenne ich zuhause auch gerne „Bettwetter“. Aber wir haben heute den Ausflug mit dem Palliativ Team organisiert. Da Klaus noch 2 Patienten hat, bietet sich Meike netterweise an, mit ihm im Hospital zu arbeiten, da wir anderen das noch nicht kennengelernt haben. Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich schon, da ich weiß, dass Meike auch gerne mitgefahren wäre. Wir haben von allen, die das Team begleitet haben gehört, welche spannenden Eindrücke uns erwarten. Ich freue mich auf den Tripp. 

Wir gehen nach dem Frühstück und der Frühmesse zum Büro des Palliativ Teams und treffen dort auf die Verantwortlichen. Es scheint ein eingespieltes Team und auch Dr. Klaus wird noch zu dem Treffen hinzu geholt. Wir dürfen uns vorstellen, werden nach unseren Eindrücken gefragt und uns wird klargemacht, wie wichtig die Unterstützung des Vereins Hand in Hand mit Nangina für das Team ist. Sie bedankten sich vor allem bei Susanne, ohne die sie lange nicht so weit gekommen wären. Wir versuchen zu beschreiben, dass es trotz Diskrepanzen, von denen wir gehört haben, immer weiter vorwärts ging und sie schon viel erreicht haben. 


Wir machen uns nach einem konstruktiven Austausch mit unserem Fahrer Moses auf den Weg nach Muleba. Wir werden in das White Rose Restaurant zu einer Suppe mit viel Huhn eingeladen. 

Anschließend geht es zum Distrikt Hospital in Gwanseli. Dort erfahren wir von der Krankenschwester, welche Patienten heute zu betreuen sind. Außerdem wird Andy „verhaftet“, um sich ein defektes Ultraschallgerät und mehrer Blutdruckmessgeräte anzusehen. Er kann in 5 min. nicht viel retten, aber wir haben noch das Blutdruckmessgerät von unseren Nachbarn, was wir nach kurzer Absprache dort lassen. Sie haben sich sehr gefreut 

Dann ging es aufs Land irgendwo in der Nähe von Gwanseli zu den Patienten. Mitten in schön gelegenen Plantagen finden wir fast so etwas, wie ein Dorf. Wir werden in eine Hütte eingeladen und der Mann liegt auf seiner Matte recht weich gepolstert. Der Patient ist mit den verabreichten Medikamenten besser zurecht,  als beim letzten Besuch. Als er uns sein Leiden zeigt bleibt mir doch etwas der Atem stehen. Andy hat sich schon vorher verabschiedet. Der Genitalbereich ist nicht zu beschreiben und ich darf ein Foto machen, aber ohne das Gesicht des Mannes. Für das Palliativ Team gehört es zur Dokumentation. Es wird besprochen, wie es weiter geht und bald darauf verabschieden wir uns. In der Umgebung gibt es viel Landwirtschaft. Mir wird gezeigt, wie die Bohnen 🫘 geschüttelt werden, damit sie aus der Hülse kommen. 


Langsam kommt die Sonne raus und wir fahren weiter zu einem in der Nähe wohnenden Mann, der nach einem Unfall epileptische Anfälle hat und aggressiv im Ort herumirrt. Er kratzt sich die Beine auf, was er nicht kontrollieren kann. Die offene Wunde hat sich etwas entzündet. Wir sprechen mit der Tochter, die in einem Nachbarort bei der Familie ihres Mannes wohnt, aber jede 2. Woche bleibt sie mit ihrem kleinen Kind bei dem Vater, der aus meiner Sicht nicht alleine klar kommt. Die Tochter macht einen sehr traurigen Eindruck. Das Team will mit der Familie des Mannes sprechen, damit die Frau ihren Vater bei sich zuhause betreuen kann. 


Unser nächster Stopp ist in Rulanda. Hier treffen wir auf einen neuen Patienten, der sich seine Kapuze über den Kopf zieht, als wir kommen. Schon von weitem riecht man den Verwesungsgeruch. Hier wird erst eine Anamnese aufgenommen und wir stellen uns etwas in den Schatten. Ich bekomme von dort nicht alles mit, aber sehe ein offenes Bein die komplette Außenseite ist wie weggefressen. Das Bein schwarz bemalt. Der 22 jährige ist Fischer und im See von irgendetwas gestochen worden. Der Vater meinte, dass sein Sohn verhext sei und mit Zauber ist er dagegen angegangen. Er durfte nicht zum daktari. Ich habe gefragt, was man da machen kann, ob eine Amputation notwendig wäre. Das ist keine Option mehr, da es schon bis zur Hüfte vergammelt ist. Ihm hilft nur noch Morphium. Die Mutter und der kleine Bruder waren sehr fürsorglich, der Vater sehr distanziert. Ein sehr trauriger Fall. 

Wir hatten noch ein paar Zahnbürsten von Meike mitbekommen, hier haben wir sie abgeben lassen. Ob das sinnvoll war, wissen wir nicht. 


Weiter geht unsere Fahrt wieder zurück zum Distrikthospital, um dann weiter nach Magata zu fahren. Hier fahren wir durch Bananenplantagen, eine wunderschöne Gegend, bis wir zu einem Backsteinhaus kommen, zu einer netten Familie, die Mamma, auf dem Boden krabbelt und nicht aufstehen will, die Söhne scherzen, dass sie jetzt wie eine 3jährige ist. Die Tochter ist schwach und sackt einfach zusammen auf einen Schemel und es ist schnell klar, dass sie die Patientin ist. Als sie uns die Wunde zeigen soll, und die Tücher hoch zieht, wird Andy ganz weiß. Er verlässt das Zimmer und unterhält sich lieber mit dem Fahrer. Das Geschwür an der Brust sieht auch für mich katastrophal aus. Es wird überlegt, wie das Morphium dosiert und dokumentiert werden kann, da der Patient schlecht war und sie selber nicht schreiben kann. Auch die Mamma hat Tabletten gegen ihr Rheuma bekommen, was  schon jetzt zu Verwechslungen geführt hat, da der eine Sohn nicht mitbekommen hatte, dass seine Mutter auch etwas bekommen hat. 


Die Familie hält gut zusammen und können gemeinsam Lachen, auch wenn es wenig Hilfe gibt. Was mich verwundert hat, dass dieses Ausmaß an Tumor nicht genau so gerochen hat, wie das Bein vorher. Aber es gibt wohl eine bestimmte Lösung zum Einpinseln, die das verhindert. 

Wir fahren weiter durch die Plantagen, bis wir auf das Haus von der angeheirateten Familie des Mädchens, dass sich ein um die andere Woche um den Vater kümmert. Hier sprechen die Verantwortlichen mit dem Vater. Das Ergebnis werden wir abwarten müssen. 


Auf dem Heimweg werden noch ein paar Besorgungen gemacht und wir müssen unsere Eindrücke erst einmal verarbeiten. Die Landschaft ist bei Sonnenschein einfach großartig. Moses meinte dann, dass er Hunger hätte und Andy natürlich sowieso. Ich hatte noch ein paar Bonbons mit, um die sich hinterher alle „gerissen“ haben. 


Kaum daheim und geduscht, hatten wir den ganzen Abend Besuch, so dass wir nicht einmal zum Packen gekommen sind. Die vielen Geschenke, die lieben Wünsche und auch Erwartungen, dass Meike viele Geschenke für Dr. Beyer mitnehmen muss, machen uns recht müde. Wir müssen aber noch etwas in unseren Block schreiben, deshalb müssen Klaus und ich das noch etwas austüfteln. Aber um kurz nach 11 Uhr hat auch das funktioniert. Das Packen hat noch etwas gedauert, so dass die Nacht mal wieder kurz war. 





























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