Donnerstag 28.03.2019

Donnerstag 28.03.2019

In der Nacht fängt es an stark zu regnen und zu stürmen. Schon beim Aufstehen ist der Strom weg; mittlerweile haben wir uns dran gewöhnt, dass tagsüber der Strom weg ist, manchmal früher manchmal später. Wir gehen durch den strömenden Regen zur Andacht und zur Besprechung. 

Guido hat heute eine schwierige Operation, der Patient mit Femur und Tibia Fraktur. Tobias wird ihn begleiten, um zu dokumentieren oder - was man hier lernt- Eventualitäten anzufangen. Tough, der Junge!





Die beiden sehen wir Abends erst wieder. 
Wir Physios haben wieder die "Bude voll". Unsere Schüler machen ihre ersten selbständigen Behandlungen, d.h. Rückenübungen mit den Patienten... Neuland sowohl für die Patienten als auch für Melchior und Onesmo. Es ist so fremd für die Patienten, selbst etwas tuen zu müssen.

Unsere beiden Schüler müssen lernen, ihre Hände zu benutzen, Anweisungen zu geben und zu motivieren...aber Dan ist ein tolles Vorbild dafür. 

Das Bein von Hamidi (Elephantiasis) wir deutlich besser (ist aber natürlich immer noch monströs) und Onesmo macht seine Sache wirklich gut...er fühlt mittlerweile worum es geht. 

Mit den beiden sind wir auf einem guten Weg, ganz einfachere Dinge der Physiotherapie nachhaltig zu vermitteln. Außerdem haben wir echt viel Spaß miteinander.  Das ist auch für die Patienten eine gute Atmosphäre, da sie alle zum ersten mal mit Physiotherapie konfrontiert werden... 

Dr. Guido und Tobias verbringen den ganzen Tag im OP.

(GUIDOS BERICHT) !!! ACHTUNG BILDER MIT KRASSEM INHALT  ... aus dem OP !!!


Bericht von Donnerstag 28.03.2019 von Tobias und und Guido:

Höhepunkt des heutigen Tages ist die Versorgung einer veralteten komplizierten Unterschenkelfraktur mit Oberschenkelfraktur. Für die traumatologisch Interessierten   Leser gehe ich etwas mehr ins Detail, die Anderen bitte ich, diese Zeilen zu überspringen. 43 j. Mann, im Jan. 2019 Verkehrsunfall, wegen Geldmangels nur unzureichend versorgt. Aufgrund des segensreichen Poor Patient Fund von Frank Beier kann er im Ndolage Hospital behandelt werden. Die anliegenden Röntgenbilder zeigen das Problem: 


Die subtrochantere Femurfraktur ist in Fehlstellung, aber noch nicht fest. Die Unterschenkelfraktur ist mehrfragmentär offen ,vollständig verdreckt und vereitert. Mit kleinen Holzlatten ist der Oberschenkel notdürftig geschient.
Der Plan ist, ein Debridement vorzunehmen und den Unterschenkel mit einem Fixateur zu stabilisieren. Ein Fixateur ist Gottseidank vorhanden, nicht so sophisticated wie zuhause, aber genau richtig für einen Gebrauch im rural african Hospital.
In Ndolage wird vor jeder Op ein Gebet gesprochen, was ich in dieser Situation für durchaus angebracht halte..Es instrumentiert die Op Leitung Sr. Winifrida, sehr erfahren, ich hatte schon letztes Mal mit ihr zusammen gearbeitet. Assistenz durch Dr. Joachim, einem Ex-Schüler von Frank Beier. Gut zu wissen auch, dass sich Alex und Tobias im Hintergrund halten. 
Zunächst wird die Wunde ausgewaschen, zu meiner Beruhigung zeigt sich gutes Granulationsgewebe.


Dann werden die losen Fragmente entfernt ebenso wie jegliches entzündetes Gewebe. Es blutet nicht schlecht.


Nach dem Debridement verbleibt ein Defekt von ca 2 cm, der sich nicht schließen lässt. Daraufhin mache ich eine Fibulaosteotomi, dann lassen sich die Frakturenden unter Kompression bringen. 


Die Pins müssen von Hand vorgebohrt werden. Kann mich kaum erinnern, wann ich das das letzte mal gemacht habe. Irgendwie geht es dann doch ganz gut.
Der Wundschluss wird problematisch. Mit einem proximal gestielten medialen Gastrocnemius kann der frei liegende Knochen so gedeckt werden.


Was machen mit der Oberschenkelfraktur? 
Wir diskutieren auch einen Fixateur. Halte ich aber nicht für gut, zum einen ist  der vorhandene Fixateur m. E. zu schwach für ein Femur, zum anderen gibt es immer Pin Track Infekte. Also bleibt nur der gute alte Streckverband, der hier gerade von Dr. Joachim kunstvoll angelegt wird. Die jungen Kollegen staunen.

Ich staune über das, was ein Mensch aushält. Dieses Verletzungsmuster muss Wahnsinnsschmerzen verursacht haben.

Auch in Tansania müssen OP Berichte geschrieben werden....


P.S. der erste Verbandswechsel war o.k.. Keine Nekrosen. Rö- Bilder morgen.





Falls jemand dazu noch eine Idee hat, bin für Anregungen dankbar.

Abends machen wir ein Spaziergang zum Wasserfall... diese abendlichen Spaziergänge -nach der Arbeit, vor dem Sonnenuntergang- tun uns allen gut! Auch weil das einfach die tolle Seite von hier ist: atemberaubende Landschaft, beeindruckende Pflanzen und freundliche Menschen.

































Alex verbringt seinen letzten Abend hier in Ndolage bei uns, für ihn geht es morgen nach Hause.  

Irgendwann kommt der Strom wieder. 


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Mittwoch 27.03.2019

Mittwoch 27.03.2019

Wir sind wach und gehen zur Andacht. Eigentlich ein sehr schöner Einstieg in den Tag...Die kleine, liebevoll eingerichtete Kapelle, die stimmgewaltigen Afrikaner, die den Raum mit Musik fühlen (oft sogar mit zweiter Stimme) – das passt irgendwie zu allem hier. 

Danach ist wieder Besprechung für den Tag. Wie bei uns geht es dabei offenbar auch oft um Kompetenzen, da Kisuaheli gesprochen wird, bekommen wir aber nicht alle Feinheiten mit. 

Frühstückspause.

Ab zu Arbeit: Guido ins Sprechzimmer, Tobias irgendwo zum Schrauben, wir in “unseren” Raum. 
Wir haben wieder viele Patienten genau wie Dr. Guido. Mittlerweile bekommen wir aber mehr Routine.




Odilo, der Kleine mit Osteomyelitis, darf jetzt - nach Röntgenkontrolle - sein Bein belasten und es ist eine Freude ihm beim Training mit Dan zu beobachten. Ein weiterer kleine “Fan" von Dan kommt zum zweiten mal zur Behandlung: Eddie, der Junge mit Duchenne. Es ist unglaublich schön ihn so herzlich Lachen zu hören (Das ist eine gute Atemtherapie). 

Leider bekommen wir noch ein weiteres Kind mit vermutlich Duchenne zugewiesen: Alex, 5 Jahre, er kann seit 2 Jahren nicht mehr laufen...
Die vielen neurologischen Fälle, die wir zu sehen bekommen, sind genau wie zuhause eigentlich die schlimmsten, da die Prognose besonders hier so schlecht ist.  Wir geben Anleitung zur Spastiklösung, Kontrakturbehandlung, Atemtherapie. Wenigstens etwas...

Heute unterstützt uns Tobias bei der Arbeit... Er hat z.Zt. keine Aufgaben im Krankenhaus, ist für uns aber eine tolle Hilfe: er repariert Rollstuhle, Treträder, Greifzangen und die “Schultermaschine" etc., dokumentiert mit Fotos und hilft uns wo er kann... Wir sind ein gutes Team.


Da Dan als “alter Rumäne” noch diese alten musealen Schätzchen kennt, die im Physioraum lagern kann doch vieles (mechanisches!) benutzbar gemacht werden.
Unsere beiden “Schüler", Dr. Melchior und Onesmo, sind sehr lernbegierig und bekommen viele unseren Therapien am eigene Leib zu spüren, zum Beispiel “General Dan's “ Rückenübungen.
Onesmo macht seine ersten Lymphgriffe bei Hamidi, der Patient mit Elephantiasis...Er macht es schon ganz gut. Außerdem macht er die ersten Griffe bei einer HWS Behandlung...es ist schön zu sehen, wie erstaunt die beiden darüber sind, was man mit sein Händen spüren und bewirken kann. (Das enorme Bein von Hamidi wird tatsächlich dünner).
Daktari Guido’s Sprechstunde ist wieder total voll, zum Teil mit Patienten mit extremen Krankheitsbilder zb. Pseudarthrose im Unterarm, Tuberkulose Hüfte usw. Alex begleitet Guido und uns an diesem Tag und wir lernen viel voneinander. 

Abends machen wir eine Spaziergang durch das friedliche Dorf und das schöne Gelände, ein sehr guter Ausgleich für den anstrengenden Tag.  Mopeds knattern an uns vorbei, Hühner gackern, Kinder Lachen und spielen, und natürlich wird auf irgend einer Wiese Fußball gespielt...

























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Anfang November sind unsere Kollegen nach Ndolage geflogen. Um deren Aufenthalt vor ort zu folgen klicken sie bitte auf den link Hier.