15. November 2022
Es ist der zweite Arbeitstag unseres Aufenthaltes in Tansania, der Wecker klingelt wie jeden Morgen gegen 6 Uhr. Jemand sagt:
Juchu , wir haben Wasser! War aber Fehlalarm...
Langsam, im typisch afrikanischen (wir adaptieren uns auch ein kleines bisschen) Stil, werden wir wach und wir bereiten uns vor für den Tag. Christian und Meike sind schon an den Rand des Canyons gegangen, sie möchten den Sonnenaufgang geniessen. Leider versteckt sich die Sonne unter einer dicken Wolkendecke.
Ich, Dan, folge Ihnen mit einem Kaffee in der Hand und geniesse den Blick. Auf mich werden bestimmt Patienten warten. Wir frühstücken und wir machen uns auf den Weg zur Kirche für die morgige Andacht. Nach der Andacht, Dr. Lilian stellt uns vor für die neuen Ärzte die gestern abend auch angekommen sind. Dann geht es für mich in die Physiotherapie Praxis und für Guido in sein Untersuchungsbüro. Meike und Christian werden heute einen Ausflug zusammen mit einem Teil des Palliativ Teams machen. Amelia, Onesmo, Schwester Claire, Schwester Estera, George (unsere Fahrer), Dr. Amos ist dazu mitgekommen, weiter über deren Aufenthalt werden Meike und Christian selbst berichten.
Für mich, in der Physio Praxis lassen die Patienten auf sich warten, 9 Uhr...10 Uhr... Kein Mensch sich zu sehen. Melchior und ich nutzen aber den Zeit um weitere Fragen zu klären im Bezug auf neurologische Patienten und deren Rehabilitation. Er ist interessiert und möchte umbedingt lernen wie er mit spastischen Paresen der Patienten nach Schlaganfall umgehen kann.
10:45 Uhr kommt unser erster Patient, 37 Jahre alt, Lastkraftfahrer von Beruf. Er hat einen dreifachen Bandscheibevorfall (Lombar L3/4, L4/5, L5/S1). Er hat seine MRT Bilder (was hier ziemlich selten ist) und den Röntgenärzlichen Befund. Es ist in Englisch geschrieben!!! Da können wir uns ein genaues eigenes Bild machen und ich mache mir eine eigene kurze Therapeutische Anamnese und einen Behandlungsplan im Kopf. Der Patient erklärt uns dass er hat bei bestimmte Bewegungen Schmerzen und nur manchmal kribbeln Gefühl in seine rechten Fuß. Ich möchte aber auch die Meinung von Melchior hören und ich überlasse ihm die ersten Übungen.
Mehrere Patienten sind gekommen, Knie Schmerzen, generalisierte Gelenkenschmerzen und die schon bekannten RückenSchmerzen.
Mein letzter Patient ist ein 87 Jahre alter Mann, kam krumm und schief mit Halt auf einen Handstock und starke Schmerzen im Lendenwirbel Bereich nach einem häushlichen Unfall. (Ist gestolpert und nach hinten auf dem Hintern gelandet). Er hatte aber keinen Bruchs, sondern eine alte Prellung bzw. Stauung. Habe ihn mit Faszien Techniken behandelt und nach der Behandlung hat er mir einen Kalb versprochen und ein sehr herzliches schmerzfreien grosses Lachen geschenkt und die Hand ganz fest gedrückt.
Das hat uns, Melchior und mir den verdienten Feierabend sehr versüßt. Für uns ist jetzt der Weg nach Hause und Abendessen geplant. Morgen ist eine neue Tag.
Wir, Meike und Christian, sind heute sind nach der Andacht und der Frühbesprechung (hier erfahren wir, dass der junge Intensivpatient mit dem vermuteten Schädel-Hirn-Trauma in der Nacht verstorben ist) mit dem Palliativ-Care Team verabredet. Wir wollen uns die Krankenstation in Rwanege ansehen und außerdem verschiedene Palliativpatienten in ihren Häusern auf den Dörfern besuchen.
Wir erfahren und sehen, daß mittlerweile ein Gebäude für einen OP-Saal errichtet wurde. Die Planungen dazu liefen schon seit 2017. Leider ist es im Moment nicht möglich das Gebäude technisch so auszustatten um in Betrieb gehen zu können. Es fehlen schlicht die finanziellen Mittel!
Im Anschluss an diese eindrucksvolle Vorstellung machten wir uns im Geländewagen auf den Weg in die Dörfer zu den verschiedenen Patienten.
Unserem ruhigen, aber umsichtigen Fahrer George, haben wir es zu verdanken, dass all unsere Knochen nach der Rückkehr nicht direkt von Guido wieder stabilisiert werden mussten.
Guido
Während einer patientenfreien Zeit in der Sprechstunde komme ich ins Gespräch mit einem der anwesenden Studenten. "Wir studieren midifery ( Geburtshilfe )".
"Wie?" frage ich leicht irritiert, "Als Mann? Ist das das nicht ungewöhlich?"
"Keineswegs, in unserem Kurs gibt es mehr Männer als Frauen, wie allgemein unter den Geburtshelfern und Hebammen in Tansania."
Mein Ertsaunen nimmt zu. "Und die Nachbehandlung im Wochenbett, macht Ihr das auch?"
"Na klar bis zu drei Monaten", lautet die Antwort. Ich bemerke, wie langsam ein Erstauenen bei meinem Gegenüber und den anderen Zuhörern ob meiner Fragerei einsetzt. Hole nun zur letzten, wohlüberlegten und wohlformulierten Frage aus:
"Und was macht Ihr bei Stillproblemen?"
Milde erläutert mir mein Gegenüber:"Wir beraten die Frauen , wir haben die nötigen Kenntnisse erklären und helfen mit allergrößtem Respekt und Diskretion". Bin sehr beeindrukt. irgendwie kommt mir das deutlich progressiver vor als unsere heimische Genderdiskussion.
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