Freitag 29.03.2019

Freitag 29.03.2019

Morgens noch Strom! Toll! Jetzt nach der obligatorischen Andacht geben wir eine Fortbildung zum Thema „Rücken“ … in der Kapelle, weil da ja sowieso gerade alle sind.



Dr. Guido erklärt die Wirbelsäule und Krankheitsbilder, danach sind wir Physios dran und erklären richtiges Sitzen und Heben, erklären die Prinzipien des Rückentrainings und zeigen ein paar Übungen…(tagsüber treffen wir immer wieder Leute, die uns vormachen, was sie gelernt haben)…

Wir visitieren zusammen mit Dr. George Jackson, den Patienten mit der Femur – und Tibia Fraktur, den Guido am Vortag operiert hat. Es geht ihm bis auf die starken Schmerzen gut, aber er hat noch keine Schmerzmittel bekommen, weil er sie nicht bezahlen kann! Der Eintrag in seine Unterlagen, dass er vom PPF finanziert wird, war leider noch nicht vorgenommen worden…wird aber jetzt nachgetragen. Bei diesem Patient wird uns deutlich, wie wichtig der PPF vor Dr. Beier und dem Freundeskreis Ndolage ist. (DANKE dafür).


Außerdem erschrecken wir darüber, dass es ins gesamten Krankenhaus nur ein Bett mit Rollen  gibt, d.h. für diesen Patienten, der mit Fixateur, Extension und starken Schmerzen in Bett liegt, dass er zum Transport zum Röntgen und der Wundkontrolle im OP umgelagert werden muss…eine Horrorvorstellung für uns. Der Patient allerdings ist einfach nur total dankbar, dass ihm geholfen wird. 

Guido und Tobias verschwinden wieder im OP, wir im Physioraum.  Eddie kommt wieder und natürlich Odilo und viele andere Patienten. Unsere Schüler haben gut aufgepasst in den letzten Tagen und übernehmen ganz von selbst schon viele Dinge…so haben wir uns das vorgestellt! 

Ein junger Mann (20 Jahre) mit beidseitige Oberschenkelamputation kommt zu uns, weil seine Prothesenschalen nicht mehr passen… da können wir allerdings nichts tun. Es gibt staatliche Stelen, an die er sich wenden kann, aber er fragt uns nach Geld für neuen Prothesen. Dan und Melchior erklären ihm freundlich aber bestimmt, dass er sich selbst darum kümmern muss. Er ist Jung, stark und clever, kann gut Englisch, und sollte einfach selber Initiative ergreifen anstatt „zu betteln“. Das ein typisches Problem hier, dass die Menschen darauf warten dass irgendjemand etwas für sie tut anstatt selbst Aktiv zu werden. „teach them to fish, but don’t fish for them" sagte Dr. Lillian. Nach einem langen Gespräch, das am Ende sehr zufriedenstellend endet, versorgen wir den Patienten mit zwei neuen Linern für seine Stümpfe (Fundstücke im Physioraum…reine Schurwolle!) Und ein Handstock; sein alter war ein einfacher Holzknüppel.

Mittags reißt Alex ab. Wir hatten eine gute Zeit mit ihm. 

Jackson bekommt seine erste Physiotherapie Behandlung, d.h. Dan zeigt ihm Übungen zur Kontraktur-, Pneumonie-, Thrombose- und Dekubitusprophylaxe. (Er muss ab jetzt wochenlang im Streckverband im Bett liegen). Eine gute Lehrstunde für unsere Schüler! Jackson ist sehr dankbar für alles (was man allein an seinem Gesichtsausdruck sehen kann), sehr lernwillig und hat im Moment weniger Schmerzen.

Nachmittags verschönern wir unseren Raum noch mit Anatomie Postern und lassen den Tag mit Melchior, Onesmo und Tobias bei „We are the Champions“ aus der Bluetoothbox von Dan ausklingen… eine gute Woche für uns.

Guido ist bis spät abends im OP. Als Jackson zum Verbandswechsel in den OP kommt, drückt er noch einmal seine Dankbarkeit gegenüber Dr. Guido aus: „Ich besitze nichts, das ich dir geben kann, aber ich werde für dich beten“.

Dr. Lilian, die ein großer Fan von Dan ist (bei Tobi ist sie vorsichtiger geworden, seitdem sie weiss, dass er zu Hause Schlangen hat) und ihm gerne etwas Gutes tun will, sorgt für Würstchen (so was wie BiFis) zum Abendessen und zeigt uns auf Nachfrage, ob es hier auch Schweine gibt, einen kleinen Stall mit Schweinen.




Der liegt ganz in der Nähe ihres Wohnhauses, das wunderbar am Rand der Klippen mit einem grandiosen Blick über das Tal liegt. Sie lädt uns zu sich ein und wir sind zum ersten mal in einem Privathaus in Afrika. Natürlich ist das auch wieder ganz ganz anders als wir das von zuhause gewohnt sind. Schlicht, klei, einfach,  irgendwie gemütlich, Jesus an der Wand, ein kleines RöhrenTV...
Sie bittet ihren Nachbarn Nico, ein Holländer, der seit vielen Jahren hier lebt, dazu und wir haben ein sehr interessantes Gespräch. Nico arbeitet für den Expert over sea service (oder so ähnlich) als Ratgeber für Lehrer und Rektoren an Grundschulen, sowohl für methodische, inhaltliche und organisatorische Bereiche. In Holland war er als Lehrer tätig und hat sich irgendwann dazu entschieden -auch wegen etwas Frust am holländischen Bildungssystem- etwas anderes zu machen.

Von ihm erfahren wir, dass in Tansania 50% der Bevölkerung unter 18 Jahre sind; ein großer Schatz, wenn die Bildung gut läuft, aber auch eine komplizierte Situation, wenn es für diese jungen Menschen hinterher keine Arbeitsplätze gibt, weil der ökonomische Aufschwung aus bleibt (Chinesische u.ä. Investoren sind natürlich auch keine gute Lösung). Außerdem hofft er dass die Bevölkerung sich ihren großen Schatz einer eigenständigen, sehr guten Kultur bewahrt und nicht den "Goldenen" Westen (der so golden ja gar nicht ist) nachahmt. Wir vergleichen die Mentalitäten zwischen uns und hier (in Afrika) und stellen fest, dass wir jeweils an unterschiedlichen Enden einer Skala liegen: wir in Holland/Deutschland übereffizient, und hier genau das Gegenteil (Hakuna Matata). Ein "Mittelding" wäre für beide Kulturen besser.

Die politische Lage hier in Tansania scheint auch etwas schwieriger zu werden, da im Moment zum Teil Demonstrationen verboten werden und u.ä. ...
Da es in der Zwischenzeit dunkel geworden ist, "leuchtet" uns Nico nach Hause.  Wir wandern bei wolkenlosem Himmel unter einem grandiosen Sternenzelt.

Als wir um 21 Uhr nach Hause kommen, ist Guido immer noch nicht da.


Gegen 22 Uhr kommt er endlich.


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